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Alles auf Neustart: Leben nach der Sucht

Das ESW spendet Möbel für betreutes Wohnen

Die Entgiftung ist geschafft, auch die Suchttherapie - doch was dann? Viele Menschen, die diese Stationen hinter sich gebracht haben, stehen dann erst einmal vor dem Nichts. Allein der Weg bis hierher hat für die meisten Suchtkranken einen hohen Preis. An diesem Punkt hilft die Stadtmission Nürnberg mit ihrem Angebot für Ambulant betreutes Wohnen für Menschen mit Suchterkrankung. Mit einer umfangreichen Möbelspende hat das ESW - Evangelisches Siedlungswerk nun einen wichtigen Teil beitragen können.

Allein in Nürnberg St. Sebald hat die Nürnberger Stadtmission rund 70 Klientinnen und Klienten, die das Angebot für Ambulant betreutes Wohnen wahrnehmen. Einige wohnen in Wohngruppen, andere in einer eigenen Wohnung. "Die meisten starten nach der Therapie in einer Wohngemeinschaft", erklärt Alexander Haußner von der Stadtmission. "Wenn das soziale Umfeld passt, eine Arbeitsintegrationsmaßnahme absolviert, familiäre Verhältnis geklärt oder Schulden abgetragen wurden, die seelische Gesundheit wieder hergestellt und eine stabile Abstinenz erreicht ist, ist der nächste Schritt oft der Umzug in eine eigene Wohnung." Die Stadtmission leistet auch dann nicht nur weiterhin die sonderpädagogische Betreuung und Begleitung, sondern kümmert sich bei Bedarf zusammen mit den Menschen auch um die Möblierung und Ausstattung der Wohnung. Aufgrund eines Sanierungsprojektes, bei dem Mieterinnen und Mieter vorübergehend in anderen Wohnungen untergebracht wurden, hatte das ESW - Evangelisches Siedlungswerk vor einigen Monaten zahlreiche Interimswohnungen mit Möbeln ausgestattet. Gleichzeitig ist das ESW nicht nur Vermieter der Bürogebäude der Stadtmission in St. Sebald, sondern auch einiger Wohnungen, in denen die ambulant betreuten Klientinnen und Klienten der Stadtmission wohnen.

Vergleichbare Initiativen tun sich oft schwer, geeigneten Wohnraum zu finden, viele Vermieter sind bei Mietern mit entsprechenden Vorgeschichten skeptisch. Wohnraum gerade auch für Menschen mit Schwierigkeiten am Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen, hat sich daher das ESW zum Ziel gemacht. Dadurch ist auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ESW die Arbeit der Stadtmission gut bekannt. Nach dem Ende der Sanierungsmaßnahmen zogen die Mieterinnen und Mieter - mit ihren eigenen Möbel - wieder in ihre ursprünglichen Wohnungen zurück. Als es nun um die Frage ging, wie mit den Möbeln der Interimswohnungen verfahren werden soll - einlagern oder verkaufen - kam man schnell auch auf die Arbeit der Stadtmission. André Kotzerke, Regionalleiter der Immobilienverwaltung Nordbayern des ESW, rief bei der Stadtmission Nürnberg e.V. an, um herauszufinden, ob dort überhaupt der Bedarf an so vielen Möbeln besteht, immerhin handelte es sich um mehrere Küchen, komplett unbenutzte Matratzen, Betten, Sofas und zahlreiche weitere Möbelstücke. Monika Finkel, Verwaltungsangestellte der Einrichtung zeigte sich hoch erfreut. "Bedarf besteht immer wieder, da viele Menschen das Angebot nutzen, einen erfolgreichen Verlauf der Betreuung haben und infolge beim nächsten Schritt in den eigenen Wohnraum eine Sorge weniger haben."

Inzwischen sind die ersten Möbel schon im Einsatz, die anderen werden eingelagert und sukzessive nach Bedarf ausgegeben. Dass die Stadtmission diese ersten Schritte intensiv begleitet, hat gute Gründe. Viele Menschen haben nach der Therapie nichts als eine Tüte mit persönlichen Sachen. Manche können nicht zu ihren Familien zurück, zu viel ist durch die Sucht kaputtgegangen. Andere hatten nie "intakte" Familien, die ihnen Anlaufstelle sein könnten. Dabei geht es nicht um die Schuldfrage, sondern darum die Person dort abzuholen, wo sie aktuell steht. Denn für die Rehabilitation und Wiedereingliederung ist eines unerlässlich: dem Menschen ein Gefühl der Wertschätzung zu geben - etwas, das viele Betroffenen schon länger oder auch noch nie erfahren haben.